Die graue Stadt ohne Meer
Dunstig, diesig, ja man könnte sogar meinen fast sogar nebelig war es am vergangenen Sonntag im good old Big Apple Elmshorn. So ließen die FCE-Senioren es sich nicht nehmen fast durchweg unrasiert (bis auf Jürgen) und im fröhlichsten Anthrazit das Spiel gegen Roland Wedel auf die leichte Schippe zu nehmen.
Was für ein Sonntag! Ein isobares Azorenhoch vor den Kanarischen Inseln überlagerte zahlreiche Tiefdruckgürtel vor der Biscaya. Diese mittlere Großwetterlage geringen Ausmaßes beeinflusste die aufziehende Russenkälte in direkter thermischer Verbindung mit aufkommenden Hitzewallungen in der nördlichen Süd-Sahara und sorgte für ein eine gesättigte Stratonimbus- und Daktyluswolkenbildung in höheren Lagen, die aber durch den Bodennebel zwischen Seesterauerdeich und dem nördlichen Lieth nicht zum Vorschein kam. Bei einem ungefähren Luftdruck von 1025 Hektopascal und mäßigen Pollenflug von Beifuß, Dattel und Spinat ging es unter nicht weiter erwähnenswerten meteorologischen Begebenheiten in die Partie gegen Roland Wedel. So zäh wie der Dunst, durch den die um diese Uhrzeit hoch am Himmel stehende Sonne sich kaum zu kämpfen vermochte, war auch der ganze Kick gegen den Tabellenletzten. Ebenso kommen die Gedanken des Autors daher.
Wieder waren Absenzen zu beklagen und der Doppeltorschütze vom Mittwochspiel, Hans, musste passen. Ebenfalls als fehlend mussten wir Christian Moormann verzeichnen, der zu Hause die Gartenmöbel in den Keller brachte. Eine durchaus zu akzeptierende Entschuldigung. Mit Bernd im Tor, der bewährten Abwehrriege Dedl-Michael-Köhli und Duffy und Andi im defensiven Mittelfeld; davor Andre auf rechts, Patschi links und Martin dazwischen. Ich vorne und Olli musste diesmal als Spitze ran, hielt seine Position aber nicht und tauchte immer wieder vor dem eigenen Sechzehner auf. Da herrscht auf alle Fälle Gesprächsbedarf. Draußen tummelten sich Strotti, David und Claas, die allesamt auf ihren Einsatz brannten wie eine Überdosis Finalgon unterhalb der Gürtellinie.
Nichtsdestotrotz machten wir sofort das Spiel und es gab nur eine Richtung und die war Richtung Wedel und dem kleinen, schnauzbärtigen Torhüter. Schon nach einer Viertelstunde klingelte es, als ein schnell ausgeführter Einwurf die Wedeler leicht überraschte und Olli über rechts das Kunstleder von der staubenden Torauslinie kratze und den am Elfmeterpunkt lauernden Martin mustergültig bediente, sodass dem gar nichts anderes übrig blieb, als das Tor zu machen. Besser kann man… pardon… können wir ein Tor nicht erspielen; bleibt nur kritisch anzumerken, dass der anschließende Christiano-Ronaldo-Jubel von Torschütze Martin Hägemann zu halbherzig in der Ausführung war und in der gesamten Darbietung nicht ansatzweise arrogant und mitnichten selbstgefällig genug war. Aber erst ist ja noch jung.
In Minute 25 erledigte Olli das Tor dann selbst, als er etwa von der 14-Meter-Linie abzog und dem Schnauzbartschlumpf keine Chance ließ. Bis zum Halbzeitpfiff war es dann auch an mir das seit Saisonbeginn bislang so konstante Auslassen von besten Torchancen zu pflegen. Eine Elipsenflanke von Köhli über links rutschte mir streichzart über die Fleischmütze und wenig später touchierte ich eine astreine Flanke von Olli durch zwei Gegenspieler nur kuschelweich, sodass der Hoppelball aufs Tor mit seinen drei Stundenkilometern kein Problem für den Roland-Keeper darstellte.
Halbzeit. Arnes Pausenansprache hatte zwei Schwerpunkte – Ball flach halten und die Konzentration hoch. Er gab den goldwerten Tipp die Torchancen einfach mal zur Abwechslung in Zählbares umzumünzen.
Doch auch der zweite Spielabschnitt zeigte das gleiche Bild. Wir waren drückend überlegen und belagerten Wedels Strafraum wie die Türken 1683 Wien und ließen uns auch durch trotttellige Ballverluste im Mittelfeld nicht aus der Ruhe bringen und beherrschten das Spiel nach vorne. Olli, Duffy, Claas, Strotti, Justus, Peter und Bob, und wie sie alle noch so heißen, alle vergaben beste Chancen das vorentscheidende dritte Tor zu ballern. Im Gegenzug passte unsere Hintermannschaft einmal nicht auf, weil sie schon an Kaffee und Kuchen dachte oder teilweise schon unter Duschen waren, und schon machte Rolands Wedel den Anschluss. Bange Minuten schlossen sich an, wo der Ausgleich gefühlt in der eingangs beschriebenen, diesigen Luft lag. Als Strotti (am linken Pfosten seelenruhig abwartend) dann aber eine von Olli (wertvollster Spieler an diesem Nachmittag) geschlagene Flanke auf Erdniveau durch den ganzen Strafraum und halb Elmshorn eiskalt einschob, war die Messe gelutscht und der Drops gesungen.
Drei Punkte für das Heimteam, welches sich nun in eine kleine Spielpause verabschiedet und erst Ende Oktober wieder ins Geschehen eingreift, wenn der nächste Gegner Heist heißt. Hö, hö. Für dieses schäbige Wortspiel hau ich mir selbst eine rein.
Gemäß der Wetterlage dann auch der Soundtrack zum Spiel durch den großen, den einzigartigen, den einmaligen, den unverwechselbaren, den James, den Last. But not least.
Fotos: David Jung/ Karen Arnemann
Endergebnis: 3:1 (1:1)
Aufstellung: Nemitz - Zimmermann, Homburg, Koehler - Pollehn, Duffke, Hägemann, Chawla, Patschan - Siems, Tiedemann
Einwechselspieler: Strottmann, Jung, Wehner
Tore: Hägemann (16. Min), Siems (22.Min), Roland (57. Min.), Strottmann (60. Min.)
Coach: Schümann
Zuschauer: 59