TSV Gut Heil Heist - FC Elmshorn

Geduld ist die Mutter der Morgenstunde

Torgelegenheiten für zwei Spielzeiten. Gefühlt geht jeder fünfzehnte Schuss  aufs Tor auch wirklich rein und aus sogenannten Hundertprozentigen machen wir zuwenig. Daher gewannen wir heute wieder mal Einsnull statt Achteins...


Zur Abwechslung mal was Neues; dieser Bericht entstand vollkommen aus der Sicht des Beobachters. Schleppte ich bislang immer waidwund meinen welken Körper über das unruhige Geläuf des Pinneberger Kreisfußballs, so war ich diesmal beim Auswärtskick in Heist zum tatenlosen Zuschauen verdammt. Ich weiß nicht welche Qual die größere ist – sich von grobmotorischen Abwehrtieren mit Schlachtermethoden ungelenk die Knöchel schroten lassen oder den eigenen Kumpels beim Tai-Chi zu zugucken?

 

In eigener Sache: Meine selbst erzwungene Ruhepause resultierte aus einer seit Tagen akuten Allgesie der Regio inguinalis beiderseits. Alles, was schneller war als Stehen bereitete mir Mühe und hatte eher was von Robot dance als von sonst so gewohnter geschmeidiger, panthergleicher Bewegungskunst. Ein über den offiziellen Chat-Kanal der Mannschaft eingeholter Ratschlag über Behandlung und Linderung der präsenten Schmerzen erwies sich als klassischer Schuss in den Ofen und resultierte multimedial und am Spieltag noch einmal per Direktansprache massiv geballt in zweideutige Frotzeleien unterhalb der Gürtellinie. Danke aber an Andi und Dr. Christian Moormann, die mir das Wundermittel „kaltgepresstes Olivenöl“ nahelegten. Und ein Dank an Kiste Leistner, der unmittelbar vorschlug, die besagte Körperregion durch zärtliches Streicheln heilend zu versorgen. Ihnen und allen an meiner Genesung Interessierten kann ich hiermit offiziell mitteilen, dass die Therapie läuft. Über alle entscheidenden Neuigkeiten und Nachrichten in dieser Sache werde ich beizeiten eine gesonderte Pressekonferenz einberufen.

 

Zum Spiel. Hinten nichts Neues. Christian Viemann im Tor, Michael als Chef de Defense und die beiden Deckhengste Dedl und Köhli hatten alles im Griff. Christian Moormann und Duffy regelten den Betrieb im defensiven Mittelfeld. Davor tanzten Patschi, Andi und Andre, während Olli und Hans im Sturm für Bewegung sorgten. Somit warteten Strotti und Rekonvaleszent Seppel auf Einsatzminuten. Für etwas Lärm im durch die Zeitumstellung noch beschaulicheren Heist sorgten an der Linie Bernd und Arne. Der Wegbleiber des Tages war heute Martin, der sämtliche Uhren des Hauses eine Stunde zurückdrehen musste. Eine Aufgabe, um die wir ihn nicht beneiden.

 

Da der gesetzlich anberaumte Schiedsrichter sich nicht blicken ließ, schlüpfte ein Heister Spieler, der sich ein bisschen mit den Fußballregeln auskennt, in die Rolle des Unparteiischen, ohne das Spiel zunächst entsprechend so zu leiten. Zahlreiche Nickligkeiten und Unsportlichkeiten im erweiterten Textiltestbereich seiner Mitspieler ließ er ungeahndet und entschied auf beim eindeutigen Strafstoß (Foul gegen Christian Moormann) auf „Weiterspielen“. Auf berechtigte Einwände gegen seine Art der Regelauslegung von unserer Seite, die teils auf verbal recht eindeutig waren, reagierte er durchweg dünnhäutig und wenig souverän. Erst im zweiten Durchgang konnte man mit seinem Mitwirken zufrieden sein.  

 

Wie gewohnt starteten wir schwungvoll in die Partie und kamen gegen die hüftsteife Heister Hintermannschaft zu einigen guten Abschlussmöglichkeiten, doch Hans, Olli, Andi und der seine defensive Mittelfeldrolle sehr offensiv interpretierende Christian Moormann konnten die Überlegenheit nicht ins Zählbares umwandeln. Mitte der ersten Halbzeit verflachte das Spiel zusehends wie die Krückau im morastigen Elmshorner Hafenbecken und wir passten uns der fußballerischen Ohnmacht unseres Gegners an. Anspielstationen und Laufbereitschaft waren Mangelware. Kurz bevor man es kaum mehr mit ansehen mochte, pfiff der Aushilfsschiri zur Pause.

 

In der Halbzeitansprache erinnerte Arne daran, dass Fußball dann doch eher ein Bewegungssport ist und man durch das eine oder andere Angebot zum Anspielen zum ersehnten Tor kommen könnte, wenn man nur bereit dazu wäre. Viele Konjunktive, die auf Taten warteten.

 

Und als ob wir es vorher nicht wussten, mit diesen ausgegebenen Maßnahmen ging es tatsächlich wieder einbahnstraßig gegen das Heister Tor. Über links und rechts und auch mal durch die Mitte fuhren wir Angriff um Angriff, doch im Abschluss streuten wir wieder wie eine krumme Schrotflinte in alle Richtungen um das Tor herum oder schossen den nicht gänzlich sattelfesten Torwarts des Gegners den Ball ein halbes Dutzend mal direkt in die Arme. Hans, Duffy, Michael, Christian, Jürgen, Andi, Fink und Star und die ganze Vogelschar brachten es nicht fertig den verdammten Ball auch aus kürzester Entfernung oder besten Positionen gewinnbringend über die Linie zu befördern. Erinnerungen an den letztjährigen Kick in Heist wurden wach, wo wir erst in den letzten Minuten den Dreier herausschossen und zuvor das Abwehrbollwerk der Roten mürbe spielten.

 

Doch an diesem Tage das Tor wollte einfach nicht fallen. Als der zuvor schon mehrmals erwähnte Christian Moormann, der eh schon lange nicht mehr seine Position hielt und in Personalunion zwei Mittelstürmer spielte, das Trainergespann fragte, ob er nun nach vorne gehen sollte und dafür nur ausgelacht wurde, gelang es dem gesamten Team den Schalter umzulegen. Eine Viertelstunde vor Schluss war es dann tatsächlich Christian „Geht-weg-ich-mach-das-alleine“ Moormann, der einer lang getretenen Ecke nicht mehr ausweichen konnte und aus 60 Zentimetern irgendwie das 1:0 machte. Ich habs leider nicht gesehen, weil ich gerade einen Marienkäfer von meiner Hose schnipsen musste. Kann ja keiner ahnen, dass die einzige von 27 besten Torchancen den Weg ins Netz findet.

 

Auf der anderen Seite kam dann auch nicht mehr viel und Torwart Christian Viemann musste nur zweimal halbwegs angestrengt eingreifen, ansonsten erlebte er einen recht einsamen Nachmittag. Sein blütenweißes Dress zumindest blieb unbefleckt

 

Nach etwa 17 Sekunden Nachspielzeit war das Spiel zu Ende und der nächste Dreier auf unserem Konto. Nächste Woche geht es zuhause gegen Whats Appen weiter; einfacher wird’s nicht werden. Ein Drittel der Saison ist gespielt und unser Credo ist derzeit eindeutig „Geduld“! Bis die Tage, wir sehen uns beim Training oder beim Spiel oder gar nicht.

Wie auf dem Bildbeweis zu sehen, hat die Heister Sportanlage ein wahres leichtathletisches Kleinod zu bieten. Die Sprunganlage am Rande des Geschehens, bei der ich trotz körperlichen Handicaps versucht war einen astreinen, technisch perfekten Dreisprung im Stile eines Jonathan Edwards zu fabrizieren, inspirierte mich zum Begleitlied des Tages. 

 


Fotos: Arne Tiedemann selbst



Endergebnis: 0:1 (0:0)

Aufstellung: Viemann - Zimmermann, Homburg, Koehler - Pollehn, Duffke, Chawla, Moormann Patschan - Siems, Koch

Einwechselspieler: Strottmann, Bahr

Tor: Moormann (56. Min.)

Coach: Schümann, Nemitz

Zuschauer: 5