Roland Wedel - FC Elmshorn

Voll groovy

Man hätte Rasenmähen können, man hätte auch irgendwo in der Sonne Kaffee trinken können oder mit dem Cabrio durch die Gegend eiern. Leider hab ich keines. Hätte, hätte - Viererkette...

Also gings bei gar nicht mal so schlechtem Frühlingswetter ab nach Wedel zum Kicken.


Durch den von Baustellen verseuchten Kreis Pinneberg ging es am Sonnabendnachmittag in die liebliche Rolandstadt und das Erste, was ich sah, war die freundliche Begrüßung auf der Wand vorm Gästetrakt von Roland Wedel – „WIR BRINGEN EUCH HASS“. Genau so muss man aber als Tabellenführer empfangen werden. Keine roten Teppiche, keine Kamerateams und auch keine kreischenden Teenies auf dem Parkplatz, die schnell ein paar Autogramme oder Telefonnummern abgreifen wollen.

 

Alles nein. Grauer Ligaalltag bei flottem Frühlingswetter. Zumal der Kader stark dezimiert durcheinandergewirbelt wurde. Ohne Claas Wehner, Dr. Moormann, Hans Koch, Jürgen Patschan (musste seiner Frau helfen), Seppel Bahr, Martin Hägemann, Kiste Leisner, David Jung, Bernd Nemitz, Kevin Kuranyi, Andreas Bourani, Rocco Milde und Lumpi Spörl fehlten mindestens neun Frischlinge aus der gewohnten FCE-Rotte. Dafür kauften wir von den Super Senis Michael Nestler und Reza Karami Kara Ben Nemsi Motaghi ein. Vielen Dank für den Einsatz an diesem Frühlingstag, an dem man auch im Garten was machen können hätte oder auf der Auffahrt das Auto aussaugen…

 

Wer spielte mit? Der Beton hinten war unverändert und bestand namentlich aus Michael Homburg, Stephan Koehler und dem Zimmermann Detlev. Im Tor erneut und immer wieder der weiße Riese Christian Viemann. Davor spielten wir mit einer taktisch raffinierten „flachen, defensiven Vier“, was zumindest für mich, der schon etliche Spielsysteme (Falsche Neun, Falsche Spielerpässe, Wilde 13 Langer Hafer, Fehlende Technik, Auf die Socken) nicht verstanden hat, eine Neuerung war. Links Andre Pollehn, einen halben Meter dahinter leicht sich hängend lassend Andi Chawla und Jens Duffke und ich rechts außen an der Linie klebend, wo keine war. Nur zwei Hütchen trennten den Fußballer vom Einwerfer. Vor uns sprangen Opa Siems und Jay Jay Squires um die Wette und ganz vorne sollte der Polenböller Artur Kloch zünden.  

 

Vorgabe für dieses Spiel war: Flach Spielen und hoch gewinnen. Und genau diese Marschroute ging schon nach zwei Minuten volle Kanne nach hinten los, als Wedel den ersten Torschuss von rechts hatte. Der Ball hoppelte jedoch links am Kasten von unserem vor Schreck erstarrten Schlussmann vorbei. Ein paar Pöbeleien später kam wieder irgend so ein Roland durchs Mittelfeld spaziert und frei zum Schuss. Drüber weg. Glück gehabt.

 

Wir hingegen brauchten etwa zehn, zwölf Minuten, bis wir uns einigermaßen sortiert hatten und erkannten, dass wir nicht mehr in der Kabine waren, sondern schon mitten im Spiel. Als guckten wir uns den Torwart mal von Nahem an. Zwei Möglichkeiten zunächst. Artur schob den Ball aus zentraler Position etwa eine Weißbrotlänge rechts am Pfosten vorbei ins Aus. Schade. Nach einer Ecke von rechts lang in den Fünfer war es dann der aufgerückte Libero Michael Homburg, der den Ball mit dem Rücken zum Tor annahm und mittels akrobatischer Katschow-Grätsche ins Tor beförderte. Auf den logisch folgenden Gienger-Salto verzichtete er, schließlich waren zu dem Zeitpunkt noch fast 60 Minuten zu gehen.

 

Und sowieso. Im Mittelfeld gelang es uns nicht den Wedlern unseren Willen und unser Spiel aufzuzwingen, sodass immer wieder Bälle auf unser Tor kamen und wir uns im Nachhinein eigentlich noch einmal schriftlich bei der Offensive der Gastgeber für so viel Abschlussschwäche bedanken sollten und einen Präsentkorb mit Elmshorner Leckereien dazu legen müssten.

 

Eine halbe Stunde war dann gespielt als Andi einen sehr, sehr (im Sinne von wirklich sehr) scharfen Gassenball nach rechts spielte, den ich nur erlaufen konnte, weil meine Beine durch die hohe Rotationsgeschwindigkeit zu einem einzigen Motorradreifen wurden. Beep, beep. Roadrunner was here… In der Mitte wartete Artur in bester Position auf Weiteres und den Ball. Er nahm meinen zentimetergenauen Pass kurz an und schoss dann zum Zweinull ein. Erstes Tor für den FC und seine Frau hat’s nicht gesehen.

 

Trotz Bemühungen ging in Hälfte Eins nichts mehr. In Durchgang Zwei galt es die Führung auszubauen. Reza kam ins Spiel und setzte sich gleich gut in Szene und stürmte dem tropfenden Ball hinterher. Der Torwart kam heraus gestürmt. Der Ball ging ins Aus und der Keeper fing stattdessen Rezas Kopf. Ein Missverständnis, dass sich zum Glück schnell klären ließ, bevor es zum Abschlag kam.

 

Wir versuchten eine Schippe drauf zulegen und schnell aufs dritte Tor zu gehen, doch fehlte nach stetiger Bemühung im Mittelfeld immer wieder der letzte entscheidende Pass auf die Außen oder das Zentrum. Die widrigen Platzverhältnisse taten ein Übriges und dienen als schöne Ausrede, dass einfache Bälle immer wieder versprangen. Wiederum eine Ecke von rechts, geschlagen von Koehli brachte Zählbares. Sein Ball war ziemlich lange in der Luft und segelte auf den Kopp von Michael Homburg, der im rechten Moment seinen Gegenspieler narrte und das Ding einschädelte. Beste Möglichkeiten das Ergebnis weiter in die Höhe zu schrauben ließen wir aus und so kam es, wie es kommen musste. Wedel kam kurz vor Schluss doch noch zum Ehrentreffer. Nimm Du ihn, ich hab ihn sicher. Was für ein armer Kick bei schönem Wetter; was uns zum Lied des Spieltags führt… Hauptsache gewonnen.

 

Nächste Woche ist Ostern und somit spielfrei. Dann kann man auch endlich mal was im Garten tun oder sein Auto auf der Auffahrt aussaugen. Ich habe keinen Garten und keine Auffahrt. Wer will, darf mich zum Grillen einladen. Ich bring auch Schnaps mit.


Fotos: Karen Arnemann



Endergebnis: 1:3 (0:2)

Aufstellung: Viemann - Köhler, Homburg, Zimmermann - Pollehn, Chawla, Duffke, Tiedemann - Siems, Squieres - Kloch

Einwechselspieler: Nestler, Motaghi

Tore: Homburg (12.), Kloch (33.), schon wieder Homburg (42.), Rolando (66.)

Coach: Schümann

Zuschauer: 15



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